Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff, der langjährige Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Aachen, wird am 22. September von Präses Thorsten Latzel aus seinem Amt entpflichtet und geht in den Ruhestand. Das Superintendenten-Amt hatte er seit 1996 inne. Schon 1985 war er als „Hilfsprediger“ nach Gemünd gekommen, wurde dort 1986 ordiniert und übernahm 1987 die Pfarrstelle. Am 8. Juni wählte die Kreissynode in der Aachener Genezarethkirche Pfarrerin Verena Jantzen zu seiner Nachfolgerin im Superintendentenamt. Anlässlich des bevorstehenden Wechsels trafen wir Superintendent Bruckhoff zum Gespräch.
Herr Bruckhoff, mit welchen Gefühlen gehen Sie auf Ihren Abschied zu?
Bruckhoff: Die Gefühle und Erfahrungen in diesem letzten Jahr sind für mich ungewohnt. Immerhin gehe ich zum ersten Mal in den Ruhestand. Ich habe in all den Jahren immer sehr auf in der Zukunft liegende Ziele, Aufgaben und Erwartungen bezogen gelebt. Das ändert sich in diesem letzten Jahr, weil ich viele Dinge jetzt zum letzten Mal mache.
Superintendent Hans-Peter Bruckhoff nimmt Abschied aus dem Kirchenkreis Aachen
Welche besonderen Ereignisse aus Ihrer Amtszeit würden Sie hervorheben?
Da muss ich ein wenig ausholen bei 28 Jahren. (lacht) Ich hatte einen sehr intensiven Einstieg als Superintendent mit dem großen Projekt „Brücken bauen“, das zwischen 1997 und 2004 den Kontakt suchte zu den Kirchen-Mitgliedern, die nicht zur Kerngemeinde gehören. Eine besondere Erinnerung verbinde ich mit dem Wanderkirchenasyl und mit dem Schicksal von Hüseyin Chalhan, einem Kurden, den ich in der Abschiebehaft im Gefängnis und danach in Istanbul besucht habe. Mir ist an dieser Erfahrung, wie oft in meinem beruflichen Leben, deutlich geworden wie sehr die Kernfragen unseres Glaubens und unserer Nachfolge im konkreten Tun Gestalt gewinnen und sich an persönlichen Schicksalen und Gesichtern festmachen.
Die Themen des konziliaren Prozesses mit der Bewahrung der Schöpfung, dem Einsatz für Gerechtigkeit und der Friedensfrage waren für mich ein roter Faden und das Grundkonzept unserer christlichen Verantwortung. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends habe ich die Aufmärsche der Neonazis in Aachen und in Stolberg in Erinnerung und unsere kirchlich und gesellschaftlich deutliche Antwort darauf. Natürlich war auch das Jubiläumsjahr der Reformation 2017 ein ganz besonderes Jahr. Wir haben es mit unseren Nachbar-Kirchenkreisen und in der Gemeinschaft der internationalen Partner gefeiert.
Die letzten Jahre meines Dienstes mit Corona, mit der Fluterfahrung und den darauffolgenden Krisen und Kriegen hätte ich mir sicher anders gewünscht und vorstellen können. Und dennoch verbinde ich mit diesen letzten Jahren viele kostbare und wichtige Erfahrungen von tragfähiger Gemeinschaft in unserem Kirchenkreis und persönlicher Begleitung und Hilfe gerade im Zusammenhang mit der Flut.
Wie würden Sie den Kirchenkreis Aachen charakterisieren?
Der Kirchenkreis Aachen ist ein geistlich vielfältiger, gesellschaftlich-diakonisch sehr aktiver Kirchenkreis. In den Referaten, den kreiskirchlichen Pfarrstellen im Krankenhaus, der Telefon- und Notfallseelsorge, den Schulen und der JVA geschieht Glaubenshilfe als Lebenshilfe. Die gemeinsame geistliche Leitungserfahrung, in die ich viel hineingeben durfte, aber mindestens ebenso viel bekommen habe, ist für mich das Entscheidende in meinem Dienst als Superintendent gewesen. Die ökumenische Situation in Aachen habe ich immer als eine sehr fruchtbare, manchmal auch herausfordernde Aufgabe verstanden.
Welches persönliche Fazit ziehen Sie aus den Jahrzehnten Ihrer Tätigkeit?
Ich habe mein Leitungsamt als erster Sprecher der Kirche in der Region, als Kümmerer für den gemeinsamen evangelischen Weg unserer Kirche und als Pastor und Seelsorger im Kirchenkreis verstanden. Ich habe mich bemüht, für die Menschen da zu sein, die mich persönlich brauchten. Darüber hinaus kann und will ich keine abschließende Bilanz meiner Amtszeit ziehen, das liegt bei anderen. Diese 28 Jahre und davor sechs Jahre als Assessor verstehe ich im Nachhinein in dieser Bewegung, dass wir gemeinsam immer wieder neu anfangen und danach fragen, was Gott jetzt von uns getan haben will. Wenn ich auf all die Begegnungen und das beeindruckende Netzwerk in unserem Kirchenkreis zurückschaue, bin ich erfüllt von Dankbarkeit und Freude darüber, was wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben.
Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich freue mich darauf als Pensionär mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu haben. Die theologische Arbeit wird mich weiter begleiten und ich bin offen für Gottesdienste und ehrenamtliches Engagement in unserer Kirche. Ein Hobby würde ich gerne wieder verstärken: Blues spielen und Musik machen in einer Band. Mal sehen, was daraus wird. Ich bin neugierig, was Gott in dieser Lebensphase mit mir vorhat.
Was werden Sie wohl vermissen? Was sind Sie froh hinter sich zu lassen?
Ich habe in all den Jahren das Privileg genossen, quer durch den Kirchenkreis Gemeinden zu besuchen, etwa bei Gemeindefesten oder bei Jubiläen und besonderen Gottesdiensten. Diese Gemeinschaft mit vielen Menschen, dieses lebendige Netzwerk wird mir fehlen. Natürlich hat dieses Leitungsamt auch eine Menge Alltagsaufgaben, Belastungen und man wird immer wieder unterbrochen in dem, was man gerade tut, durch aktuelle Ereignisse. Ich freue mich auf die Entpflichtung in meinem Abschiedsgottesdienst und damit frei zu werden von all den Verantwortlichkeiten, denen ich versucht habe gerecht zu werden.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für den Kirchenkreis Aachen in der Zukunft, welche Ihre Nachfolgerin angehen muss?
Das ist eindeutig eine Fangfrage. (schmunzelt) Ich finde, einem Ruheständler steht das nicht gut zu Gesichte, hier noch weise Ratschläge weiterzugeben. Wofür ich stehe und welche Prioritäten und Herausforderungen ich sehe, habe ich in meiner aktiven Zeit kommuniziert.
Was wünschen Sie Pfarrerin Jantzen als Nachfolgerin in diesem Amt?
Ich wünsche ihr, dass die Synode, der KSV, die Pfarrer*innen und Mitarbeiter*innen, unsere Gemeinden und der ganze Kirchenkreis sie unterstützt, fordert und mitträgt und ihr immer wieder neu das Vertrauen schenkt. Gottes Segen wünsche ich der neuen Superintendentin.
Verabschiedung mit Gottesdienst und Empfang
Die Entpflichtung und Verabschiedung von Superintendent Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff durch den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, findet statt am Sonntag, 22. September, um 15 Uhr, in der Genezarethkirche, Vaalser Straße 349, in Aachen. An den Gottesdienst schließen sich ein Empfang und Grußworte an.
Zum 1. Oktober übernimmt Pfarrerin Verena Jantzen das Superintendentenamt im Kirchenkreis Aachen. Sie wurde im Juni von der Kreissynode gewählt. Offiziell in ihr Amt eingeführt wird sie, wiederum durch Präses Thorsten Latzel, am Sonntag, 3. November.