„Unsere Zukunft steht auf dem Spiel“

Gut besuchte ökumenische Andacht der Christians for future vor dem Aachener Klimastreik von Fridays for future - Christliche Werte helfen auch im Umgang mit der Schöpfung

Der Erhalt der Schöpfung scheint derzeit politisch nicht besonders hoch im Kurs zu stehen. „Im Kanzlerduell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz nahm das Thema Klima 97 Sekunden einer 90-minütigen Sendung ein. Das spricht für sich, das ist eine beängstigende Entwicklung“, stimmte German Rössle von Christians for Future die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ökumenischen Gebets in der Citykirche Aachen auf die spätere Teilnahme am Klimastreik von Fridays for Future ein. Die Aachener Ortsgruppe von Christians for Future hatte im Vorfeld der Demonstration zu einer ökumenischen Andacht eingeladen, an der auch die Superintendentin des Kirchenkreises Aachen, Verena Jantzen teilnahm. Kurz vor der Bundestagwahl, bei der für die zukünftige Klimapolitik in Deutschland die Weichen gestellt werden, war es der Ortsgruppe Aachen wichtig, die Klimagerechtigkeitsbewegung Fridays for Future mit einer christliche Perspektive zu unterstützen. Die gut besuchte Andacht wurde musikalisch von Jared Bilstein am Klavier begleitet.

Berührbar bleiben für den Schmerz der Welt

Während Frieden, Solidarität und Zusammenhalt „in weite Ferne gerückt scheinen“, riefen die Vertreterinnen und Vertreter von „Christians for Future“ dazu auf, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen – auf allen Gebieten. 
„Lass uns berührbar bleiben für den Schmerz unserer Welt, damit wir uns nicht abschotten, hart oder bitter werden, bei all den Nachrichten von Gewalt und Ungerechtigkeit“, gab Silke Wehrsig von der Ortsgruppe im Gebet einen Impuls. „Gib uns den Mut verwundbar zu bleiben, als Mitwohnende in einer verwundbareren Welt“, bat sie Gott um Unterstützung. Nur miteinander verbunden könnten die Menschen wach sein und einen Schutzraum für die bedrohte Schöpfung gestalten. Statt die Ausbeutung von Menschen und Ressourcen voranzutreiben gelte es, für gerechte Löhne und Würde, für Frieden, Zusammenhalt und Klimaschutz einzutreten und angesichts „gezielter Falschmeldungen, Hass und Hetze“ im sozialen und politischen Miteinander mit Nachrichten und Stimmungen verantwortungsvoll umzugehen und sich für ein „buntes, diverses und vielfältiges“ Miteinander einzusetzen. 

Kirchen beziehen Stellung

„Das Thema Klimaschutz scheint für die Politik langsam uninteressant zu werden“, bilanziert Anita Zucketto-Debour. „Dabei geht es um nichts Geringeres als den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Alles andere ist davon abhängig, sei es Armut, Existenzängste oder Flucht.“ „Die Migrationsdebatte überlagert alles. Der Mainstream geht in eine andere Richtung, angesichts von Geokrisen und Trumpismus werden anderen Fragen gestellt und die Positionierung wandert deutlich nach rechts“, bedauert Beate Haupt von der Aachener Ortsgruppe. „Es ist gut, dass die Kirchen anfangen, sich anders zu äußern, dass sie deutlich Stellung beziehen“, betont Pastorin im Ehrenamt Christel Sander vom Evangelischen Kirchenkreis Aachen. „Die Kirche signalisiert damit, dass sie Interesse an der gesellschaftlichen Entwicklung hat.“ 

Es sei bedauerlich, dass die „Kirchenbindung in der jüngeren Generation zunehmend abnimmt“, aber umso besser müsse Kirche in diesen Tagen zuhören, hinhören. „Deshalb ist es uns so wichtig, sich als Gruppe hinter die jungen Menschen von ‚Fridays for Future‘ zu stellen. Das ist unser gemeinsames Anliegen, wir wollen über unser eigenes Leben hinaus denken“, sagt German Rössle. 

„Wir tun dies auch für unsere Enkelkinder, für die Generation, die noch gar nichts zu diesem Thema sagen kann“, findet Beate Haupt. Es komme der Zeitpunkt, an dem die Enkel ihre Großeltern fragen: „Warum habt ihr in der Klimakrise nichts getan?“ Die Frage nach dem Schutz der Schöpfung sei auch eine Frage des eigenen Engagements und des eigenen Lebensstils.

Besinnung auf christliche Werte

„Unsere Zukunft steht auf dem Spiel. Zur Klimagerechtigkeit gehört auch, über den Tellerrand hinausschauen, über Verzicht beziehungsweise Erleichterung zu sprechen. Weniger ist mehr. Es geht hier auch um Demut: die christlichen Werte helfen“, sagt das Ortsgruppenmitglied Martin Spiller. 

So geistig gestärkt schloss sich die Gruppe anschließend den rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kundgebung von Fridays for future vor dem Aachener Rathaus an. 

(Text: Stephan Johnen / Kirchenkreis Aachen)

zuletzt bearbeitet am: