„Zeit zum Loslassen und Zeit für Neues“

Superintendent Hans-Peter Bruckhoff nach 28 Jahren aus seinem Amt in den Ruhestand verabschiedet – Präses Latzel überreicht in der Genezareth-Kirche ein goldenes Mikrofon – Dank für Vertrauen, Widerspruch und gemeinsamen Weg

Nach 28 Jahren im Amt des Superintendenten und insgesamt 39 Jahren Tätigkeit im Evangelischen Kirchenkreis Aachen ist Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet worden. Mehr als 200 Menschen erlebten den Festgottesdienst am Sonntag in der Genezareth-Kirche mit, darunter die Aachener Oberbürgermeisterin Sybille Keupen und Gäste aus befreundeten Kirchenkreisen sowie der Aachener Ökumene, zahlreichen Kirchengemeinden und Einrichtungen. „Eine Ära geht zuende“, so sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), Thorsten Latzel – diesen Ausspruch habe man hinsichtlich des bevorstehenden Ruhestands von Superintendent Bruckhoff oft hören können. Jedoch: „Für Dein reformiertes Gemüt war das etwas zu viel Pathos.“

Viel Zuversicht und Dankbarkeit

Tatsächlich enthielten die Wortbeiträge aller Beteiligten an diesem Abschied, einschließlich Hans-Peter Bruckhoffs eigener Predigt, der Ansprache von Präses Latzel sowie der Freunde, Kollegen und Weggefährten, dann kaum Pathos, zwar teils Nachdenkliches, aber auch viel Heiteres, Zuversichtliches und vor allem Dankbarkeit. Für seine letzte Predigt als Superintendent hatte Bruckhoff die Botschaft des Predigers im Buch Kohelet, im dritten Kapitel die Verse 1-13 in der Übersetzung des Bonner Alttestamentlers Prof. Markus Saur ausgewählt, die beginnt mit dem Satz: „Für alles gibt es einen Zeitpunkt und eine Zeit für jede Angelegenheit unter dem Himmel.“ Den letzten Vers, so Bruckhoff, habe er bei seiner Einführung als Pfarrer in Gemünd im Jahr 1987 von einem Freund zugesprochen bekommen: „Und auch jeder Mensch, der isst und trinkt und Gutes genießt bei aller seiner Mühe - eine Gabe Gottes ist es.“ 

Platz entsteht für Neue und Neues

Und so schlug er einen weiten Bogen von seinen Anfängen als Landpfarrer in der Eifel und der fröhlichen Tischgemeinschaft als einem „Bild für das Reich Gottes“ über die Ungereimtheit, Widersprüchlichkeit und Verlorenheit der menschlichen Existenz, bis zur Klimakrise, der Gewalttat von Solingen, der Landtagswahl in Brandenburg und dem Glauben als „Grenzerfahrung“, die uns aus dem „Gewohnten und Vertrauten hinaus ins Neue“ führt. „Ich danke Gott für den Weg, den er uns miteinander in unserer Kirche geführt hat“, sagte Superintendent Bruckhoff. „Ich danke Euch und Ihnen allen für das Vertrauen, den Einspruch und Widerspruch zur rechten Zeit, das Mittragen und Eröffnen neuer Wege. Jetzt ist es für mich gute Zeit loszulassen und für uns, einander ziehen zu lassen, damit Platz für Neue und Neues entsteht, und zwar für Euch und für meine Familie und mich.“

Lange Amtszeit mit außergewöhnlichem Engagement

Den Werdegang Hans-Peter Bruckhoffs zeichnete Präses Thorsten Latzel in seiner Ansprache nach – von den Bibelarbeiten in der Kindheit über die Jugend im CVJM, die Ordination 1986 bis hin zum Wirken als Superintendent im Evangelischen Kirchenkreis Aachen. Zur lange währenden Amtzeit Bruckhoffs sagte Latzel, damit liege dieser „irgendwo im guten Mittelfeld zwischen Angela Merkel und Queen Elisabeth II.“ Viele Lacher erntete er auch mit seiner Beschreibung des immensen Einsatzes, den Bruckhoff gezeigt habe, in den „unendlichen Weiten des Kirchenkreises Aachen“. Wie viel er umhergefahren sei, ließe sich anhand einer stattlichen Knöllchen-Sammlung belegen. „In Flensburg wird zum 1.10. eine halbe Planstelle gestrichen“, so Latzel, in Anspielung auf den Termin, zu dem Bruckhoff offiziell in den Ruhestand eintritt. Der Präses würdigte jedoch auch Bruckhoffs ethisches Engagement, vor allem für Geflüchtete, für bezahlbares Wohnen, in den Feldern der Diakonie und im Bereich Bildung, etwa in der Viktoriaschule. Außerdem erinnerte Latzel an die Flut-Katastrophe in der Eifel und die für Bruckhoff und seine Familie belastende Erfahrung, „als mit einem Mal euer Pfarrhaus, eure Kirche, all euer Besitz unter Schlammwasser stand.“

Durch Verabschiedung "nicht das Mikro abgedreht"

Als Höhepunkt und Abschluss seiner Würdigung bezog Latzel sich auf den, wie er sagte, längst legendären Ausspruch des Landessynodalen Bruckhoff im Abschlussplenum 2024: „Und, liebe Geschwister, lasst Euch niemals das Mikro abdrehen.“ Latzel sagte, Hans-Peter Bruckhoff werde mit dem Eintritt in den Ruhestand nicht das Mikro abgedreht, er werde nur aus dem Amt verabschiedet und überreichte ihm mit diesen Worten ein goldenes Mikrofon als Abschiedsgeschenk. „Es steht für Deine große Liebe zu Gottes Wort, für Deine Lust am Predigen und für Deine unbedingte Leidenschaft für Redefreiheit als freier Christenmensch.“

"Unsere Stadt lebt von Menschen wie Ihnen"

Anschließend entpflichtete Latzel Superintendent Bruckhoff offiziell von seinem Amt, viele Weggefährten sprachen Bruckhoff ein Segenswort zu und alle Anwesenden spendeten einen langen und kräftigen Applaus. Bei einem Empfang nach dem Gottesdienst würdigten Redner und Rednerinnen ihrerseits Bruckhoffs Wirken und ließen ganz unterschiedliche wertschätzende und humorvolle Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit ihm Revue passieren. Oberbürgermeisterin Sybille Keupen sagte in ihrem Grußwort an Hans-Peter Bruckhoff gewandt: „Unsere Stadt lebt von Menschen wie Ihnen“ und hob Bruckhoffs Engagement für Geflüchtete und gegen rechte Kräfte hervor. 

(Text: Ev. Kirchenkreis Aachen / C. Braun)