Gemeinde-Fusion für 1.1.2019 angestrebt

Evangelische Gemeinden Baesweiler und Setterich-Siersdorf wollen sich zusammenschließen – Verkündung in zeitgleichen Gemeindeversammlungen – KSV besuchte Gemeinden und bot Unterstützung an

In zwei zeitgleichen Gemeindeversammlungen haben die Evangelischen Kirchengemeinden Baesweiler und Setterich-Siersdorf im Aachener Nordkreis am Sonntag über ihre geplante Fusion informiert. „Die Fusion ist anvisiert für den 1.1.2019“, sagt die Vorsitzende des Baesweiler Presbyteriums, Annegret Ludwig. „Bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns, aber wir versuchen, für uns beide den besten Weg zu finden.“ Am Wochenende hatten die Mitglieder des Kreissynodalvorstands (KSV), darunter Superintendent Hans-Peter Bruckhoff, die Kirchengemeinde Baesweiler visitiert. Der Besuch stand bereits im Zeichen des Zusammenschlusses mit der Nachbargemeinde, so dass am Samstag alle Mitglieder beider Presbyterien teilnahmen.

Beeindruckt von positiver Haltung

In einer gemeinsamen Busrundfahrt machten die Gemeinden ihre Gäste mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut. Am Nachmittag schlossen sich Fusionsberatungen mit den Presbyterien und dem KSV an. Superintendent Bruckhoff sagte am Sonntag, er sei sehr beeindruckt von den gemeinsamen Gesprächen und der positiven Haltung der Beteiligten. „Die Gemeinden gehen mit Zuversicht, Mut und Engagement auf die Fusion zu“, sagte er. „Ich erlebe hier weniger Verunsicherung oder Misstrauen, sondern eine große Bereitschaft zur Zusammenarbeit und ein offenes Aufeinanderzugehen.“

Kirchengemeinden seit 1963 von einander getrennt

Die beiden Kirchengemeinden Baesweiler und Setterich-Siersdorf hatten bis 1963 zusammengehört und wurden dann aufgrund des starken Wachstums in der Region voneinander unabhängig. Der demographische Wandel macht nun eine Wiedervereinigung der Gemeinden sinnvoll. Die erste Ausgabe des neuen, gemeinsamen Gemeindebriefs mit dem Titel „Evangelisch in Baesweiler, Setterich und Siersdorf“ wird kurz vor Ostern schon erscheinen. Pfarrer Ulrich Schuster von der Gemeinde Setterich-Siersdorf sagte: „Wir sehen die Zukunft der neuen Gemeinde auf Dauer in Baesweiler. Es war sehr gut, dass wir jetzt schon bei der Visitation einbezogen waren und dass der KSV uns in dieser Situation konstruktiv berät und unterstützt.“

Musikalisch gestalteter Gottesdienst

Der Visitationssonntag begann in Baesweiler mit einem sehr stimmungsvollen, musikalisch geprägten Gottesdienst in der Friedenskirche, in dem sich zunächst der KSV den Anwesenden vorstellte. In seiner Predigt ging Pfarrer Jochen Gürtler auf die Geschichte vom „Scherflein der Witwe“ (Mk 12,41-44) ein und forderte damit die Zuhörer dazu auf, über ihr Verhältnis zu irdischem Besitz und ihr Gottvertrauen zu reflektieren. Es sang der Kirchenchor „Laetitia Cantandi“ unter der Leitung von Michael Sieprath, der auch die Orgel spielte. Hermann Basten trug mit der Querflöte zur gelungenen musikalischen Gestaltung bei.

Bedürfnisse der Gemeindeglieder im Fokus

Nach dem Gottesdienst konnten in einer Gemeindeversammlung alle Gemeindeglieder ihre Meinung äußern oder Fragen stellen. Schwerpunktthema der Versammlung war die Gemeindefusion, deren Eckpunkte Pfarrer Jochen Gürtler und die Presbyteriumsvorsitzende Annegret Ludwig erläuterten. Zunächst würden Gottesdienste in der Erlöserkirche in Siersdorf nach dem 18. Juni dieses Jahres nur noch an wichtigen Feiertagen stattfinden, sagte Pfarrer Gürtler. In der Jugendarbeit wollen die Gemeinden ab dem September 2018, also schon vor der Fusion, einen gemeinsamen Katechumenenunterricht veranstalten. Bei allen Angeboten werde darauf geachtet, die Bedürfnisse der Gemeindeglieder in den Fokus zu stellen und zum Beispiel Fahrdienste anzubieten, um allen die Teilhabe an Angeboten und Gottesdiensten zu ermöglichen. Außerdem sei für die Zukunft geplant, neben dem Sonntagsgottesdienst neue Gottesdienstformen zu entwerfen, zum Beispiel speziell für Familien.

Vision von Zukunft spürbar

Die Mitglieder des Kreissynodalvorstandes – viele selbst Ehrenamtliche in ihren Gemeinden – berichteten in der Gemeindeversammlung auch von ihren eigenen Erfahrungen mit Gemeindefusionen. „Ich bin nach dieser Visitation guten Mutes“, sagte zum Beispiel Susanne Degenhardt aus der zum Anfang dieses Jahres fusionierten Christusgemeinde Alsdorf-Würselen-Hoengen-Broichweiden. „Ich habe jetzt beide Presbyterien erlebt und da war eine Vision von Zukunft im Raum!“

Gelegenheit zur Information und zum Mitreden

Nach der Versammlung äußerten sich die Visitierten ebenfalls zufrieden mit dem Besuch des Leitungsgremiums in ihrer Gemeinde. So sagte Annegret Ludwig, sie sei froh darüber zu wissen, dass die Gemeinden bei Problemen immer auf den KSV zugehen könnten und dort Verständnis und Unterstützung erwarten können. „Wir haben das Wohlwollen des KSV gespürt, und der Besuch hat uns Mut gemacht“, sagte sie. Zur Gemeindeversammlung hätte sie sich gewünscht, dass noch mehr Gemeindeglieder teilgenommen hätten. Jede und jeder habe da schließlich die Gelegenheit gehabt, sich aus erster Hand zu informieren und sich am Gespräch zu beteiligen.

Für einander Verantwortung übernehmen

Pfarrer Jochen Gürtler sagte, es sei eingetreten, was er persönlich sich auch von der Visitation erhofft habe. „Weil der KSV bereit dazu war, das Konzept der Visitation so anzupassen, dass es genau auf unsere Situation abgestimmt war und wir den Ablauf gestalten konnten, hat uns das sehr weitergeholfen“, so Gürtler. „Es war gut, die Erfahrungen der KSV-Mitglieder mit anderen Gemeindefusionen zu hören, zum Beispiel mit der Zusammenlegung von Konfirmations-Kursen. Im evangelischen Christentum ist es wichtig, den Blick nicht nur auf die eigene Gemeinde zu richten, sondern als Gemeinschaft auf alle zu schauen und auch für einander Verantwortung zu übernehmen.“

(Text und Bilder: Kirchenkreis Aachen / C. Braun)